Das Museum für historiscne Kostbarkeiten der Ukrainischen SSR
Das Museum für historische Kostbarkeiten der Ukrainischen SSR wurde 1969 auf dem Gelände des unter Denkmalschutz stehenden Kiewer Höhlenklosters eröffnet. Es beherbergt Exponate aus Edelmetall (Gold, Silber und Elektrum) vom 6. Jh. v.u.Z. bis zum 20. Jh. u.Z. Den Grundstock der Sammlung bilden Ausstellungsstücke, die vom Staatlichen Museum für Geschichte der Ukrainischen SSR, dem Dnepropetrowsker Historischen Museum, dem Kertscher Museum für Geschichte und Archäologie, dem Heimatkundemuseum der Krim und anderen Museen übergeben wurden. Einen bedeutenden Beitrag zur Erweiterung der Bestände des Museums leistet das Institut für Archäologie der AdW der Ukrainischen SSR, das in den letzten Jahren Tausende einmaliger Kunstwerke übergab. Unter ihnen sind solche einzigartigen Arbeiten wie eine Schale und ein Pektorale aus dem 4. Jh. v.u.Z. aus den skythischen Hügelgräbern Gaimanowa und Towsta mogila, ein Halsring und Armreifen aus dem 1. Jh. u.Z. aus den sarmatischen Gräbern Nogaitschinsk und Sokolowa mogila.
Das Museum hat folgende Abteilungen: Archäologie, Geschichte der Juwelierkunst und Numismatik. Die ersten Säle des Museums sind den Zeugnissen der Geschichte und Kultur der skythischen Periode (7. Jh. v.u.Z. - 4. Jh. u.Z.) vorbehalten. Damals wurde die Waldsteppenzone der heutigen Ukraine von verschiedenen Stämmen, den Ackerbau treibenden eingesessenen Urslawen bewohnt. In den südlichen Steppen nomadisierten die iranisch- sprachigen Skythen. Nach den Berichten des altgriechischen Historikers Herodot (5. Jh. v.u.Z.) drangen die
Skythen Anfang des 7. Jh. v.u.Z. vom Don her in die Steppen des nördlichen Schwarzmeergebiets ein und gründeten einen Staat, der in der Geschichte unter dem Namen "Skythien" bekannt ist.
Im 7.-5. Jh. v.u.Z. entstanden an der nordlichen Schwarzmeerküste griechische Stadtkolonien. Die grööten von ihnen waren Olbia an der Dnepr-und Bug-Bucht, Pantikapeion auf dem Boden des heutigen Kertsch und Chersones auf dem Territorium des jetzigen Sewastopol. Die Städte des nördlichen Schwarzmeergebiets unterhielten rege Handelsbeziehungen zu den skythischen Stämmen.
Die ersten Ausstellungsstücke gehören zur in der Sowjetunion einmaligen Sammlung skythischen Goldes. Das sind Gegenstände von groβem künstlerischem und historischem Wert, die in den Werkstätten des nördlichen Schwarzmeergebiets, Vorderasiens und der antiken Mittelmeerzentren hergestellt wurden. Die griechischen Meister, die auf Bestellung des örtlichen Gentiladels arbeiteten, verkörperten in diesen Erzeugnissen ihre eigenen künstlerischen Geschmacke.
Im Museum findet man seltene im skythischen Tierstil ausgeführte Verzierungen des Kopfschmuckes von Frauen, der Bewaffnung und Pferdeschirrung. Die Zeit vom 3. Jh. v.u.Z. bis in das 4. Jh. u.Z. ist in der Geschichte unter der Bezeichnung "Sarmatenperiode" bekannt. In dieser Periode wurden die Kunstäegenstande im Polychromstil ausgeführt. Ein gutes Beispiel für diesen Stil sind die goldenen Armreifen aus einer weiblichen Sarmatengrabstätte des 1. Jh. u.Z., die im Grab Sokolowa mogila bei Kowaljowka, Gebiet Nikolajew, gefunden wurden.
In der spätsarmatischen Periode (3.-4. Jh. u.Z.) tauchten in den Steppen der heutigen Ukraine die Goten und im Jahre 375 die Hunnen auf. Unter ihrem Andrang gingen die griechischen Stadtkolonien des nördlichen Schwarzmeergebiets zugrunde, und der spätskythische Staat verschwand. Die Kultur der skythischen und sarmatischen Stämme büβte ihre ursprüngliche Form ein und verschmolz mit der Kultur ethnischer Gruppen der darauffolgenden Epochen.
In den nächsten Räumen wird eine Sammlung goldener, mit Granat, Karneol und Bernstein inkrustierter Schmucksachen dargeboten, die im Polychromstil der Hunnenzeit (4.-5. Jh. u.Z.) hergestellt sind. Von groβem Interesse sind Juweliererzeugnisse der Ostslawen aus dem 6.-8. Jh. und aus der Periode der Kiewer Rus (9. -13. Jh.). Die schnell wachsende Bedeutung Kiews, der "Mutter der russischen Städte", des gröβten politischen und kulturellen Zentrums des altrussischen Staates, trug dazu bei, daβ es zu einem der führenden Zentren der Juwelierkunst wurde. Alle Arten der mittelalterlichen Juweliertechnik wurden von den altrussischen Meistern verwendet. Eine der bedeutendsten Schöpfungen der altrussischen Juweliere waren Drahtemailarbeiten, deren Farben die Zeit nicht auszulöschen vermag. Ein Musterbeispiel für die Technik der Drahtemails ist ein Diadem aus dem 12. Jh. (gefunden im Dorf Sachniwka, Gebiet Tscherkassy) mit der Darstellung Alexanders des Groβen, der im Kampfwagen von Greifvögeln in die Lüfte getragen wird.
Die Schmucksachen aus den Schatzgruben, die während der Einfälle des Chans Batu angelegt wurden, zeugen von der Vielfalt der Formen, der Sujetkompositionen sowie des Stils und der Technik. Sie erschlieβen die komplizierte geistige Welt unserer Vorfahren, ihre ästhètischen Anschauungen und legen ein beredtes Zeugnis ab vom hohen Entwicklungsniveau der Kultur und Kunst der Kiewer Rus. Die besten Errungenschaften der Kunst der Kiewer Rus fanden in der Kultur der drei Brudervölker - des russischen, ukrainischen und belorussischen - ihren Niederschlag. Die ukrainische Juwelierkunst der 2. Hälfte des 17. - 1. Hälfte des 18. Jh. ist im Museum am repräsentativsten vertreten. In dieser Periode erreichte die Goldschmiedekunst in der Ukraine ihre höchste Blüte. Die Juweliere in Kiew, Tschernigow, Perejaslaw und Neshin bereicherten die künstlerischen und technischen Verfahren, verwendeten häufiger Email, Edelsteine sowie Ziselierung mit Hoch- und Flachrelief. Zu den besten Beispielen der ukrainischen Juwelierkunst des 17. Jh. zählt ein vergoldeter silberner Evangeliumseinband aus dem Jahre 1686 mit bunten Emaileinlagen auf dem durchbrochenen Ornament. Die Erzeugnisse der Kiewer Meister sind von einmaliger Schönheit. Das Schaffen I. Rawitschs (1677-1762) ist mit einer groβen Anzahl von im Barockstil ausgeführten Arbeiten vertreten. Von hohem künstlerischem Niveau sind die Schöpfungen solcher Kiewer Meister des 18. Jh. wie W. Mostschenko, F. Lewizki, S. Taranowski und K. Tschishewski. In ihren Werken läβt sich die enge Verbindung zu den Volkstraditionen verfolgen, die die Grundlage für die Eigenart der Kiewer Schule bilden. Durch die nähere Bekanntschaft mit Gegenständen der Juwelierkunst, die zu verschiedener
Zeit von Meistern unseres Landes geschaffen wurden, können wir uns von dem unvergänglichen Ruhm ihrer Schöpfer aus dem Volke überzeugen. Die Sammlung der Abteilung fiir Numismatik zählt einige Tausend Münzen verschiedener Lander und Epochen. Zu den ältesten gehören die Miinzen aus dem antiken Griechenland, die mit vollem Recht als echte Kunstwerke bezeichnet werden konnen.
Die Denare der Römischen Republik stehen den Miinzen des alten Griechenland in der Vielfalt der Darstellungen nicht nach.
Einmalig sind die im Museum ausgestellten Silbermünzen der Kiewer Rus. Zu den Raritäten gehört eine Goldmünze des Kiewer Fürsten Wladimir Swjatoslawitsch. In den Sammlungen der Welt sind heute nur 9 dergleichen Münzen bekannt. Die Prägung einer eigenen Münze galt am Ende des 10. Jh. als Proklamierung der Selbständigkeit des ersten russischen Staates.
Im 12.-13. Jh. wurden in der Rus die "Griwnas"-Silberbarren von besonderer Form - als Zahlungsmittel in Umlauf gesetzt. In der Sammlung gehen sie den Münzen russischer Fürstentümer voran, die mit dem Prägen einer eigenen Münze gegen die ökonomische Abhängigkeit von der Goldenen Horde kämpften. Anfang des 16. Jh. entstand das einheitliche Münzsystem des Russischen Staates, das den Abschluβ des Prozesses der Vereinigung der Feudalfürstentümer um Moskau bildete.
Im Museum sind seltene Exemplare der ersten russischen Rubel mit der Jahreszahl 1654 ausgestellt. Die Technik der Münzprägung wurde einfacher durch die Reform Peters des I., der das russische silberne, kupferne und goldene Schwergeld nach europäischem Muster einführte. Ein besonderes Ereignis in der Welt war die Prägung von Münzen aus Uralplatin von 1828 bis 1844.
Im Museum werden auch Münzen der sowjetischen Periode gezeigt. Diese Sammlung wird von Platin-, Gold- und Silbermünzen abgeschlossen, die anläβlich der Olympiade 80 in Moskau geprägt wurden. Reich vertreten sind auch Miinzen vieler Länder der Welt, ausländische und russische Erinnerungsmedaillen.
Die Sammlung des Museums für historische Kostbarkeiten der Ukrainischen SSR lenkt die Aufmerksamkeit zahlreicher Touristen und Forscher auf sich und wird mit groβem Erfolg auf Ausstellungen in der Sowjetunion und im Ausland gezeigt.